Der Emanuel-Stein
Der Findling mit dem eingemeißelten Schriftzug „Emanuel Weg“ markiert den gleichnamigen Spazierweg im Liebenberger Kappenwald. Er erinnert an den langjährigen Leibjäger Emanuel Bartsch, welcher Philipp zu Eulenburg und Hertefeld lange Jahre als persönlicher Kammerdiener begleitet hat.
Aber nicht nur in Liebenberg, sondern auch an den Einsatzorten des preußischen Botschafters Eulenburg und bei den zahlreichen Reisen im In- und Ausland war er täglicher Begleiter. Seine Aufgaben waren die Pflege und Vorbereitung der Garderobe, die Organisation der Reisen, das Begleichen von Rechnungen und die Erledigung der umfangreichen Post. Als Botschafter in München und Wien stand Philipp zu Eulenburg im ständigen Briefkontakt mit Kaiser Wilhelm II., dem Reichskanzler, dem Auswärtigen Amt und vielen anderen hochgestellten Persönlichkeiten bzw. Institutionen. Eulenburg besaß auf Reisen nicht weniger als sieben Uniformen (darunter Hof-, Jagd-, oder Jachtanzüge) und zwölf Privatanzüge (Frack-, Überrock-, Tennis- und Reiseanzüge, die in kürzester Zeit gewechselt werden mussten. Dazu kamen zahlreiche Großkreuze, Orden, Medaillen und Abzeichen, die je nach Vorschrift und Kleidungsstück in ständig wechselnder Anordnung variiert wurden.
„Dies alles leistete Emanuel mit peinlichster Gewissenhaftigkeit und Sauberkeit. Trat ich nur wenige Minuten vor der Tafel oder vor den angesetzten Stunden, an denen irgendeine Verkleidung nötig war, in meine Kabine oder mein Coupé, so lag richtig aus den hundert Stücken ausgewählt mein Anzug, das reine Hemd, der passende Orden, wie zu einer Schaustellung ausgebreitet, an der Stelle. Emanuel half mir in seiner ruhigen Art mit seiner geschickten Hand den lästigen Wechsel vornehmen, während ich häufig dabei noch wichtige Depeschen lesen oder gar dem Chiffreur Depeschen für das Ministerium zu diktieren hatte, dessen Vertretung mir bei solchen kaiserlichen Reisen stets zufiel.“ berichtete Eulenburg.
Er schätzte an Bartsch dessen stets freundliche und liebenswürdige Art und sein still-bescheidenes Wesen, dass ihm auch die Sympathien des Kaisers oder der Königin Victoria von Schweden einbrachte. Während der jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen des Eulenburgskandals wurde Bartsch zum Pfleger des kranken Fürsten, u.a. bei dessen Internierung in der Berliner Charite. Emanuel Bartsch war der Sohn eines Besitzers eines Bauerngutes. 1889 leistete er seinen Militärdienst bei dem 1. Garde-Ulanen-Regiment in Potsdam ab. Im letzten Jahr seiner Dienstzeit war er bereits der Bursche des Kriegsministers von Bronsart, bevor er dreiundzwanzigjährig in die Dienste Eulenburgs trat. Er starb nach ununterbrochener Dienstzeit am 1. Dezember 1910.
In Erinnerung an ihn benannte Fürst Philipp zu Eulenburg einen der Waldwege nach ihm, die im Anschluss an den Schlosspark zum Spaziergehen der herrschaftlichen Familie und ihrer Gäste angelegt wurden.

