Der Franzosenstein

Am Ufer des Lindsees erinnert ein Gedenkstein mit zwei Inschriften an die Verheerungen der napoleonischen Kriege. Am 14. Oktober 1806 wurde die preußische Armee in der Schlacht von Jena und Auerstedt vernichtend geschlagen. Bereits am 27.
Oktober zog Napoleon Bonaparte triumphal durch das Brandenburger Tor in Berlin ein. Am gleichen Tag musste sich Freiherr Friedrich Leopold von Hertefeld für drei Tage im Wald verstecken, da plündernde französische Truppen in Liebenberg schwere Zerstörungen anrichteten. Die Verluste am Viehbestand und an Nahrungsmitteln, an Bargeld und Hauseinrichtungen, aber auch an Kulturgütern wie Büchern und Gemälden beliefen sich auf insgesamt 24.350 preußische Taler. Seine treue Haushälterin Demoiselle Neumann ließ später den Gedenkstein auf eigene Kosten errichten.

 

Die Inschrift lautet:

Als in den unglücksvollen Jahren der Feind den Herrn vom Herde trieb und unter tödlichen Gefahren ihm nichts von seiner Habe blieb, als ihm, und die ihm treu ergeben des Schmerzes bittre Trän entfiel, da diente unter Furcht und Beben uns diese Stelle als Asyl. Für Euch, die Ihr‘s empfinden könnt, erbaute man dies Monument. 

 

Frau Neumann wirkte nicht nur als Haushälterin, sondern gehörte zum vertrauten inneren Kreis des Gutsherrn, mit dessen Hilfe Friedrich Leopold Liebenberg durch die schwierigen Kriegs- und Wiederaufbaujahre bringen konnte. Dass sie als Frau in jener Zeit ihrem adeligen Herrn ein Denkmal gesetzt hat, spricht für ihren Einfluss und die gegenseitige Wertschätzung. Hundert Jahre nach den Ereignissen ergänzten die Eulenburgs, die Liebenberg nach dem Tod von Karl zu Hertefeld geerbt hatten, den Stein mit einer zweiten Inschrift auf der Rückseite.

 

Inschrift Rückseite

Friedrich Hertefeld (1741 – 1816)
und sein Sohn Karl (1794 – 1867)
verbargen sich hier 27. bis 30. Oktober 1806 während der Plünderung Liebenbergs

Zur Erinnerung gestiftet von Frau Neumann

 

Der Franzosenstein auf einer historischen Postkarte vor 1900

Der Gedenkstein wurde nach 1945 zerstört. 2023 haben wir den Stein mit Hilfe der Kolleginnen und Kollegen des Inklusionsbetriebs aus dem Schlamm des Lindsees geborgen. Er wurde dann ein Jahr getrocknet, restauriert und 2024 wieder originalgetreu an seinem Ursprungsort errichtet. Der Landkreis Oberhavel förderte die Restaurierung mit Mitteln des Denkmalschutzes. Der Franzosenstein ist eines der ältesten Steindenkmäler auf dem Gelände von Schloss & Gut Liebenberg. Er bildet den Schlusspunkt des als Landschaftspark gestalteten Schlossparks Liebenberg, der von der Gartenarchitektur im Schlossbereich in ein als Wanderpromenade gestaltetes Waldstück übergeht. 

 

Denkmalschutz ist eine wichtige Aufgabe der DKB STIFTUNG und zahlt ein auf die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, die sog. ‚SDG’s‘ – insbesondere auf SDG 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“.

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